Metzukei Dragot, ein Strandabschnitt in der Nähe des nordwestlichen Ufers des Toten Meeres, stellt einen Zufluchtsort für diejenigen dar, die die Härte der modernen Gesellschaft in Israel/Palästina nicht mehr ertragen wollen. Ein Ort, der kaum konträrer zum hektischen und mit Spannung aufgeladenen, keine Stunde Autofahrt entfernten Jerusalem sein könnte. Die Bewohner:innen schaffen es dort isoliert von der Zivilisation zu überleben. Bevor ich zum ersten Mal an diesen Ort kam, der gleichzeitig den tiefsten ländlichen Punkt der Erde beschreibt und etwas Mystisches versprüht, hatte ich bereits zwei Monate in Jerusalem gelebt. Die Tatsache, dass der Strand im von Israel besetzten Westjordanland liegt - zwar offiziell vom Militär verwaltet, aber weitgehend sich selbst überlassen wird - trägt zu seiner Besonderheit bei. Eine vermeintliche Oase im Niemandsland.
Unter der Woche leben meistens Menschen, die einer meiner Bekannten als Neohippies bezeichnete, den Strand. An den Wochenenden gesellen sich diverse andere Besucher:innen hinzu. Ich traf dort auf eine gemischte Gruppe von Palästinenser:innen aus Jericho, die für einen kurzen Zwischenstopp an der grenzenden Landstraße rasteten. Tourist:innen, die hauptsächlich die Süßwasserquellen nutzten, um das salzige Wasser des Toten Meeres von ihrem Körper zu waschen, ohne dafür Geld an den zahlungspflichtigen Stränden ausgeben zu müssen. Israelis, die mit ihren robusten Geländewagen über den löchrigen, sandigen Boden fuhren, um dort zu verweilen, die Ruhe zu genießen, oder eben jene mit lauter Goa-Musik zu überschallen.
Besonders faszinierten mich jedoch die Zulas - mehr oder weniger leidenschaftlich errichtete Zeltkonstruktionen, meist aus diversen provisorischen Materialien gebaut, die entlang des Strandes von Metzukei Dragot den langfristigen Bewohner:innen ein Dach über dem Kopf schenken. Mal belebt, meist verlassen, gliedern sie sich scheinbar in die Natur ein und erstrecken sich zu einer kleinen autonomen Kolonie.